Hier aber ein Gegenbeispiel: Ich laufe seit ca. 40 Jahren, die meisten Jahre regelmäßig zwischen 3 und 5 mal pro Woche. Nach der „Übung macht den Meister!“ - Theorie müsste ich jetzt ziemlich gut sein. Ich habe auch neulich bei einem Rennen den amtierenden deutschen Meister im Marathon überholt. Leider startete er in der Ü-85 Altersklasse und ich Ü-50.
Ich bin also trotz 40 Jahren Laufen nicht gut, sondern eher langsam.
Bei jedem Rennen, an dem ich teilnehme, sehe ich Menschen, die so alt sind wie ich, die noch nicht so lange laufen (ich mache seit Jahren informelle, nicht repräsentative Spontan-Befragungen) und mich überholen.
Wie kommt es, dass die meisten Möbelverkäufer im Verlauf ihrer Karriere nicht wirklich besser werden?
Die Antwort liegt in der Definition von „Übung“.
In beiden Fällen ist Ihr Ergebnis nach dem Üben schlechter als vorher.
Etwas zu tun, heißt nicht es zu üben! Wenn ich in einer Höhle lebe, macht mich das nicht zu einem Geologen.
Dauerhafte Leistungssteigerung, über die steile Lernkurve des Anfängers hinaus, entsteht nur durch zielgerichtetes, bewusstes Üben. Diesen Begriff, „deliberate practice“ auf Englisch, prägte der Psychologe K. Anders Ericsson. Er trug über Jahre Forschung zum Thema: „Wie entstehen Experten?“ zusammen und schrieb das Buch "The Cambridge Handbook of Expertise and Expert Performance" (ca. 900 Seiten).
Aber Keine Angst! Hier kommt das, was Sie für Ihre Arbeit davon wissen müssen:
Zunächst die Frage, die ja auch über Verkäuferpersönlichkeiten immer wieder die Runde macht: „Ist Talent angeboren oder erworben?“ die Antwort aus unzähligen Studien ist:
"Es gibt überraschend wenige belastbare Beweise dafür, dass irgend jemand irgendwelche außergewöhnlichen Leistungen vollbringen könnte, ohne dafür lange Zeit zu üben."
K. Anders Ericsson
Weiterhin hat die Forschung gezeigt, dass kein Zusammenhang zwischen dem Intelligenzquotienten und dem überragenden Erfolg auf den Gebieten Schach, Musik, Sport und Medizin besteht!
Meine eigene, zugegebenermaßen unwissenschaftliche, Beobachtung von mittlerweile mehreren tausend Möbelverkäufern zeigt das selbe:
Kurz: kein Zusammenhang zwischen Intelligenz und Verkaufserfolg!
Auch ein nettes, einnehmendes Äußeres und Auftreten ist kein Garant für gute Zahlen (obwohl es sicherlich hilft). Ich kenne ungepflegte, wenig nette Verkäufer mit hervorragenden Ergebnissen und perfekte „Schwiegersohn-Typen“, die am unteren Rande des Leistungsspektrums unterwegs sind.
Wie wird man denn nun überdurchschnittlich gut, wenn es schon nicht angeboren ist? Die Antwort ist: zielgerichtetes, bewusstes Üben = Deliberate Practice.
Dieses besteht aus drei Komponenten:
All das fehlt weitgehend im Möbelhandel.
Sobald etwas Frequenz aufkommt, vergessen z.T. auch unsere Kunden alle guten Gewohnheiten wie Eisbrecher und Kontaktskizze. Wenn der Verkäufer nicht verkauft hat, interessiert weder er noch seine Chefs sich für eine genaue Manöverkritik. Gespräche laufen nach dem Muster: „Warum haben Sie den Kunden nicht geschrieben?“ ab und bewirken nur in der Produktion von Ausreden Großes.
Was bedeutet das für Ihre Arbeit als Möbelverkäufer oder Führungskraft?
Oder Sie rufen mich an.
Ihr Thomas Witt