Ist zu viel Anerkennung schädlich?

Ist zu viel Anerkennung schädlich?

Genau diese These “Ich will auch nicht zu viel loben, sonst …” vertrat letzten Freitag bei unserer Platin-Telefonkonferenz ein Kunde von mir. Und der müsste es nach mittlerweile zwei Jahren Zusammenarbeit mit uns besser wissen.

Anerkennung ist eines der wichtigsten Motivationsinstrumente und wirkt psychologisch genauso wie Geld.

Meine entgeisterten Fragen, ob er sich in seinem gesamten Berufsleben schonmal zu viel gelobt gefühlt hatte, ob ihm ein Chef schon mal durch zu häufige Anerkennung auf die Nerven gegangen sei, ob er jemanden kenne, dem das so gegangen sei, ob sich ein Mitarbeiter über zu viel Lob beschwert hätte – alle musste er verneinen.

Das Gerücht, dass zu viel Lob schadet, hält sich leider hartnäckig. Viele Menschen handeln nach dem Sprichwort “Nicht geschimpft ist genug gelobt” und demotivieren damit ihre Umwelt.

Was viele verwechseln ist konkrete Anerkennung einer Leistung oder Handlung (z.B. “Es hat mir gut gefallen, wie Sie das Kundenpaar eben mit der Kontaktskizze in die Bedarfsermittlung verwickelt haben.”) und Lobhudelei oder Schleimerei (“Sie sind irgendwie ein netter Kerl.”). Das Letztere kann tatsächlich für innerem Widerstand beim Empfänger sorgen. Besonders wenn es mit der Absicht ausgesprochen wird, den Empfänger des Kompliments zu einer anderen, für ihn unerwünschten Tätigkeit zu manipulieren.

Daher hier noch einmal die wissenschaftlichen Vorteile von Anerkennung:

  1. Anerkennung einer bestimmten Leistung oder Verhaltensweise erhöht die Motivation, diese Tätigkeit zu wiederholen. Damit wird der Trainingseffekt gefördert und die Leistung verbessert sich weiter. Diesen Effekt kennen wir alle.
  2. Aber auch die direkte Fähigkeit zu Lernen verbessert sich durch Lob. In einer Studie japanischer Wissenschaftler (Social Rewards Enhance Offline Improvements in Motor Skill) sollten die Teilnehmer eine kompliziere Fingerübung nachmachen. Die eine Gruppe wurde dafür gelobt und die andere übte ohne Lob. Danach wurden sie einen Tag später überraschend auf die erlernten Fähigkeiten getestet. Und siehe da: die “Gelobten” konnten den neuen Trick signifikant besser, obwohl sie nicht mehr geübt haben. Außerdem gaben sie ihren Gefühlszustand direkt nach der Übung als “froher” an.
  3. In einer weiteren Studie des Teams um Professor Sugawara wurde durch Gehirnscans festgestellt, dass im Gehirn durch Anerkennung das selbe “Belohnungszentrum” stimuliert wird, das durch Geld-Belohnungen angesprochen wird. Die Wissenschaftler sprechen von Anerkennung als einer “sozialen Belohnung” die den selben Effekt auf das Gehirn hat wie eine monetäre Belohnung. Sie sparen also bares Geld, wenn Sie konsequent Mitarbeiter bei etwas Gutem erwischen und ihnen dafür Anerkennung geben.

Es gibt also nur Vorteile.

“Aber ich gebe ja schon genug Anerkennung!” sagen Sie jetzt vielleicht. Kann sein, ist aber unwahrscheinlich. Laut einer Studie der Meinungsforschungsorganisation GEVA leiden die Hälfte aller Arbeitnehmer unter zu wenig Anerkennung – mit gravierenden Folgen: Unter anderem lästert jeder deutsche Arbeitnehmer (die Studie ist repräsentativ) im Schnitt vier (VIER) Stunden pro Woche über seine Vorgesetzten!

In unseren Durchsetzungsprogrammen ist einer der ersten Schritte, dass wir die Führungskräfte darauf trainieren, durch positive Verstärkung zu führen. Daher war ich auch so geschockt, als der “Veteran” unseres Programmes – ein Top-Hausleiter – mit einem mal mit der These um die Ecke kam, mal sollte nicht zu viel loben.

Vor lauter Schreck schrieb ich diesen Artikel.

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